Dienstag, 4. Februar 2014



Kriegsgeschichte-n

Ob persönliche Geschichten oder Geschichte im Ganzen - ihr wahrer Sinn und ihre Bedeutung sind immer woanders zu suchen und bleiben oft verborgen. Was unser Projekt betrifft - es ist nur ein Versuch, die Fakten und Archivdokumente öffentlich zu präsentieren. Vielleicht sind das Dokumente, die bis jetzt noch nicht das Licht des Tages erblickt haben, vielleicht sind sie auch schon bekannt, das ist nicht so wichtig. Wichtig sind die Sichtbarmachung und das Wieder­entdecken der Spuren der Vergangenheit. So dass die Geschichten, die längst vergessen sind, wieder zu Erinnerung gebracht werden, weil es ohne die scheinbar unbedeutenden persönlichen Geschichten die allgemeine Geschichte der Menschheit nie gegeben hätte und weniger wert wäre. Es geht um die Schicksalsgeschichten, die von der umfassenden Geschichte des Ersten Weltkrieges verursacht sind. Es geht um Schicksalsgeschichten einzelner Menschen, die mit der Geschichte des gesamten Ersten Weltkriegs verwoben sind und die sich ohne Krieg ganz anders entwickelt hätte und geschrieben werden konnte.
Es geht um die Spuren, die die Geschichte(n) hinterlassen haben: die indexikalisch-photo­graphischen, sprachlichen, schriftlichen sowie um ihre Kopien und ihre Bedeutung für die heutigen Betrachter. Und es geht letztendlich um jene unsagbaren Spuren – mit Präsenz, Tod und Verschwinden verbundenen, die einen Kriegszustand immer begleiten und die der Auswahl dieses Ausstel­lungs­ortes eine besondere Bedeutung verleihen.
Der Alte Berliner Garnisonfriedhof, ein Offiziersfriedhof der größten Garnison Preußens, ist der Ort par excellence, wo die unsagbaren, massenhaften, von Tod und Leben erzählenden Kriegsgeschichten zu Geschichte wurden.
Man kann nur hoffen, dass dieses Unsagbare, Unaussprechliche durch Kunst wahrgenommen werden kann. Die Arbeiten von Dieter Appelt und Ariel Reichmann thematisieren die Fotografie als indexikalisches Medium, wo die Spuren von Licht und Schatten hinterlassen sind. Die Metamorphosen des Daseins: Präsenz und Vergehen in ihrem finalen Stadium von Leuchten, Erleuchten, Schein und Erscheinung sind die Hauptthema von Dieter Appelts Arbeit. Schein und Scheinbarkeit in ihrem Zusammenspiel meisterhaft ins Spiel gesetzt durch fotografisches Medium entsprechen der Thematik von menschlicher Existenz und dem Verlöschen, Auslöschen und Verschwinden. Was auch das Thema von Ariel Reichmans Arbeit “Eines Tages wir alle verschwinden” ist.

All images courtesy of ARE/Artistic Research Encounters

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